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Landarbeiterleben 
Eine Reise ins Gestern 


Das Museum ist ab dem 14. Oktober 2024 in der Winterpause!

Neben der Dauerausstellung "Landarbeiterleben in der Marsch" zeigt das Landarbeitermuseum in 2024
"Steen up Steen - Arbeiterhäuser in der Marsch"  als kleine Sonderausstellung.


Weiter präsentieren wir ein einmaliges Dorfmodell von Suurhusen zur Zeit der zweiten Hälfte der 18. Jahrhunderts.
Viele Details des Dorfes werden in kurzen Texten erklärt.


Geschichten und Geschichte am Kamin

Das Landarbeitermuseum präsentiert zum Saisonende am 13.10.2024 eine weitere Lesung mit dem Autor Carl-Heinz Dirks aus Emden.

Der mit vielen Preisen und Ehrungen ausgezeichnete Autor trägt unter der Überschrift:
Geschichten und Geschichte
am Kamin in der Kammer des Museums vor.

Das Torffeuer in der offenen Feuerstelle sorgt für eine herbstliche Stimmung.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Der Vorstand und alle Mitglieder bedanken sich ganz herzlich bei Carl-Heinz Dirks.

                                                                                     
* * * *

Unser neues Heft 11 - "1921 Als der Strom nach Suurhusen kam ..." ist in der Buchhandlung "LeseZeichen", in Emden, oder direkt über uns erhältlich.

Ein aktueller Einblick in das Landarbeitermuseum ...

Gitta Nörtker gibt einen kurzen Überblick über das Museum und die neue Ausstellung:
1921 - Als der elektrische Strom nach Suurhusen kam ...

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Unser Museum

Das Landarbeitermuseum Suurhusen ist in einem etwa 1679 errichteten Gebäude in dem gleichnamigen Ort in der ostfriesischen Gemeinde Hinte untergebracht. Dieses diente zunächst als Armen- und später als Landarbeiterhaus. Das Haus zeigt in seiner Dauerausstellung die bescheidene und beengte Wohn- und Lebenssituation einer traditionellen ostfriesischen Landarbeiterfamilie in der Zeit von 1900 bis etwa 1950.
Träger des Hauses ist der eingetragene Verein "Landarbeitermuseum Suurhusen. Der Verein kaufte das stark sanierungsbedürftige Gebäude mit dem dazugehörigen Grundstück im Jahr 1990 für eine symbolische DM von der Gemeinde und rettete es damit vor dem geplanten Abriss. In mehrjähriger Arbeit wurde das Landarbeiterhaus restauriert und in den Zustand von 1900 zurückversetzt. Als Landarbeitermuseum wurde es am 11. Mai 1997 eröffnet. Der Verein Landarbeitermuseum Suurhusen ist Mitglied im Museumsverbund Ostfriesland sowie in der Arbeitsgemeinschaft Museen und Sammlungen in Ostfriesland.

Zum Bestand des Museums gehören etwa 900 Exponate, darunter auch ein Dorfmodell, das Suurhusen in der Zeit um 1750 zeigt. Von großer Bedeutung ist zudem das Archiv des Museums, das aus einer umfangreichen Dokumentensammlung zur Geschichte des Dorfes, Zeitzeugenberichten und historischen Fotos besteht.

Klasse 4b GS Loppersum

Reise ins Gestern

Schlösser, Kirchen und Villen füllen die Reiseführer. Sie sollen uns unsere Vergangenheit vor Augen führen, das tun sie aber nicht. Die Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern fast aller Menschen in Deutschland haben bis in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein in Häusern oder Wohnungen gelebt, die sehr viel mehr Ähnlichkeit mit dem Landarbeiterhaus in Suurhusen besaßen als mit einem Schloss: der Platz zum Wohnen, Essen und Schlafen war höchst begrenzt, die Nähe zum Vieh eng, die sanitären Verhältnisse waren ausgesprochen einfach und eine Feuerstelle musste die Energie zum Kochen und zur Beheizung des Wohnraumes liefern.
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Das Haus

Das Haus besteht aus einer rund 20 m² großen Kammer mit offener Feuerstelle, zwei Schlafbutzen sowie einer kleinen Speisekammer und einem Kriechkeller für die Vorratshaltung. Um 1900 lebten dort zwei Erwachsene und bis zu sechs Kinder. Im etwa 10 m² großen Stallbereich wurden in der Regel ein Schwein und ein Schaf gehalten. Außerdem befinden sich in diesem Bereich der Spülstein und die Regenbacke. Auf der anderen Seite ist das Plumpsklo. 
Der Dachboden des Hauses dient der Lagerung von Torf als Brennstoff, von Stroh und Getreide sowie von Arbeitsgeräten und Kleiderkisten.
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Einblicke in unser kleines Haus ...


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Über uns und unsere Ziele

Wer sind wir und was wollen wir erreichen?
Der Verein Landarbeitermuseum Suurhusen e. V. ist der Träger des Hauses. Der Verein kaufte das stark sanierungsbedürftige Gebäude mit dem dazu-gehörigen Grundstück im Jahr 1990 für eine symbolische DM von der Gemeinde und rettete es damit vor dem geplanten Abriss. In mehrjähriger Arbeit wurde das Landarbeiterhaus restauriert und in den Zustand von 1900 zurückversetzt. 

Als Landarbeitermuseum wurde es am 11. Mai 1997 eröffnet. Das Haus ist Mitglied im Museumsverbund Ostfriesland sowie in der Arbeitsgemeinschaft Museen und Sammlungen in Ostfriesland.

Zum Bestand des Museums gehören etwa 900 Exponate, darunter auch ein Dorfmodell, das Suurhusen in der Zeit um 1750 zeigt. Von großer Bedeutung ist zudem das Archiv des Museums, das aus einer umfangreichen Dokumentensammlung zur Geschichte des Dorfes, Zeitzeugenberichten und historischen Fotos besteht.

Aktuell:
Sich für unser Vereinsprojekt zu begeistern, ist eine Sache, sich aber dauerhaft an einen Verein zu binden, eine ganz andere. Aus diesem Grund suchen wir interessierte Menschen -von jung bis alt- für unsere Vereinsarbeit. Eine Mitgliedschaft auf Probe ist aber auch jederzeit möglich.

Es gibt viele interessante Aufgaben und Projekte zu bearbeiten.

Melden Sie sich für einen Besuch bei uns an, schreiben sie uns eine EMail oder fordern Sie gerne weitere Informationen an.

Wir freuen uns auf SIE!

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Der Garten

Im Gemüsegarten des Landarbeitermuseums werden -den Jahreszeiten entsprechend- Kartoffeln, Bohnen, Gewürze, Kohl, Karotten usw. angebaut, geerntet und verwertet. Anschaulich wird damit deutlich, dass Landarbeiterfamilien auf diese Selbstversorgung angewiesen waren. Auch die in der Vergangenheit üblichen Konservierungsmethoden gehören dazu und werden in der Speisekammer des Museums dargestellt.

Impressionen


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Wissenschaftliche Recherche

Gleich nach der Gründung des Vereins stand fest, wenn ein Thema bearbeitet wird, dann geht es nur unter Berücksichtigung gewisser Regeln der wissenschaftlichen Recherche. Alle von uns in der Zwischenzeit erarbeiteten Ausstellungen, unsere Schriftenreihe oder auch der Videofilm von und mit Alerk Janssen sind unter diesem Aspekt entstanden.
An dieser Stelle wollen wir nun dem interessierten Leser die Möglichkeit geben, sich mit den Ergebnissen zu befassen.
Starten wir die Reihe mit den Erinnerungen von Johannes Walter an seine Kindheit in Plaggenburg in der Zeit von 1930 bis 1944. Es ist eine Serie, die auch in den Ostfriesischen Nachrichten veröffentlicht wurde. Aufgeschrieben von unserem Mitglied Wolfgang Witte.


Erinnerungen von Johannes Walter an seine Kindheit in Plaggenburg in der Zeit von 1930 bis 1944

Das Landarbeitermuseum Suurhusen führt seine Besucher zurück in die Kinderzeit vor dem 2. Weltkrieg. Die Wirklichkeitsnähe der Ausstellung wird nicht zuletzt durch Zeitzeugen garantiert. Einer dieser Zeitzeugen ist Johannes Walter aus Plaggenburg, dessen Kindheitserinnerungen in sieben Folgen (Ostfriesischen Nachrichten 2016) abgedruckt wurden. 

Johannes Walter wurde 1930 in Plaggenburg geboren und lebt heute in einem  Seniorenheim in Wittmund.

  • 1. Teil: Gespenster, Eisblumen und Petroleumlicht

    Als der Glaube an Hexen noch weit verbreitet war, erzählte die Mutter in Plaggenburg Gruseliges vor dem Herd

    Meine erste Erinnerung reicht in einen eiskalten Winter zurück. Ich muss damals drei oder vier Jahre alt gewesen sein. Bis in den März hinein bildeten sich Eisblumen an den Fenstern, in die meine Schwestern und ich Muster hineinbliesen.

    Einzige Wärmequelle im Haus war der Herd in der Küche. Im Herd lagen auch die glatten Feldsteine, die vor dem Schlafengehen in unsere Betten kamen. Im Bett zog ich dann die Bettdecke bis zur Nase, auf der sich schon nach kurzer Zeit eine Eisschicht bildete. Zum Bettenmachen trugen meine Schwestern Handschuhe. 

    Nachts wurde es auch in der tagsüber geheizten Küche so kalt, dass die Milch in der flachen großen Schale für den Teerahm gefror. Obwohl unser Haus neu war (1927 erbaut), bot es nach heutigen Maßstäben keinen Schutz vor anhaltender Kälte und Nässe. Durch das Dach aus Hohlpfannen blies trotz Strohisolierung der Wind, und die Holzdecken isolierten kaum. Das Haus hatte kein Betonfundament, sondern die Mauern gründeten auf der Ortsschicht in 50 Zentimetern Tiefe. Wenn starker Frost den Boden tiefer gefrieren ließ, bildeten sich im Mauerwerk lange Risse. Auch gab es über die Hohlschicht vielfache Verbindungen zwischen Außen- und Innenmauerwerk, dort wurden die Wände nass.

    Der Wohnbereich hatte vier Zimmer: ein Schlafzimmer für die Eltern, ein Kinderschlafzimmer, eine Stube und eine Küche, in der der Herd Wärme verbreitete und in der sich alles Leben abspielte. Der Ofen in der Stube wurde nur angefeuert, wenn großer Besuch kam. Die Schlafzimmer waren nicht zu heizen.

    Strom bekamen wir erst 1938. Bis dahin war eine Petroleumlampe die einzige Lichtquelle. Jede Woche holten wir vom Kaufmann einen Liter Petroleum, mit dem wir auskommen mussten. Die Lampe in der Küche wurde deshalb möglichst wenig angezündet.

    Ich kann mich noch gut an viele solcher Abende erinnern: Unser Vater war noch im Stall, während wir eng um den Herd herum saßen. Im Herd brannte langfaseriger Torf, der nicht nur glüht, sondern immer wieder auch aufflammt. Durch die Ofenringe, die sich durch die Hitze verzogen hatten, drang als einzige Beleuchtung der flackernde Lichtschein des Feuers. Meine Mutter saß am Tisch, strikte und erzählte uns Geschichten. Und umso spannender und gespenstischer diese Geschichten wurden, umso lebendiger und gruseliger wurden die Figuren, die das Torffeuer in den dunklen Raum malte. Wir Kinder rückten immer enger zusammen. Spukgeschichten waren in den Dörfern weit verbreitet.

    Es gab Personen, die diese Geschichten so glaubhaft erzählten, dass auch die Erwachsenen sie für wahr hielten. Auch war der Glaube an Hexerei damals noch viel weiter verbreitet, als man es sich heute vorstellen kann. Kühe zum Beispiel wurden nicht wahllos, sondern in der Reihenfolge ihrer Leistung aufgestellt, wobei die besten Tiere an der Stallaußenwand standen. Wenn jetzt diese gute Kuh eine Euterentzündung bekam, dann wurde diese Krankheit nicht darauf zurückgeführt, dass es  durch die Stalltür zog und die Tür gerichtet. Stattdessen wurde darüber nachgedacht, wer in den letzten Wochen im Stall war und aus Neid die gute Kuh verhext haben könnte. Natürlich schütteln wir heute darüber den Kopf, doch man muss sich dazu in Erinnerung rufen, wie klein unsere Welt in den 1930er-Jahren war. Unser Leben war ganz weitgehend auf unser Dorf beschränkt. Selbst Aurich war ein ferner Ort. Und dahinter begann „achter Auerk“. 

    Wie es dort aussah, wussten nur die wenigsten. In Erinnerung rufen muss man sich ebenfalls, dass Frauen, deren Männer gestorben waren, oft verarmten und vereinsamten. Ihre Häuser verfielen und sie fielen oft auch aus der dörflichen Gemeinschaft heraus. Diese Frauen, so glaubte man, könnten hexen und uns Kindern wurde verboten, in der Nähe dieser Häuser zu spielen.

    In der nächsten Folge berichtet Johannes Walter darüber, dass er schon früh in der Landwirtschaft mitarbeiten musste.

  • 2. Teil: Mitarbeit von Kindern war selbstverständlich

    Im Vorkriegs-Plaggenburg lernte der Nachwuchs früh Ordnung, Sparsamkeit und Pflichtbewusstsein

    Meine Eltern bewirtschafteten knapp vier Hektar Land, von denen mein Vater in meinen ersten Lebensjahren einen Hektar noch urbar machen musste. Mein Vater grub mit dem Sparen durch die Fläche Entwässerungsgräben, löste dann mit der Hacke die Heideschicht und zündete sie an. Danach wurde Buchweizen angebaut. Drei oder vier Milchkühe und einige Jungtiere standen im Stall sowie einige Schweine.

    Zwei Schweine mästeten wir für uns und drei oder vier andere verkauften wir je nachdem, wie gut die Ernte ausgefallen war, als Läufer oder auch als Mastschweine. Zusätzlich arbeitete mein Vater bei meinem Onkel, der in Pfalzdorf einen größeren landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Stammviehherde  und Pferden besaß. Außerdem half mein Vater bei Nachbarn und reinigte zweimal im Jahr Entwässerungsgräben.

    Diese Arbeit wurde vom Plaggenburger Entwässerungsverein zweimal jährlich "ausverdingt“:

    Für eine bestimmte Grabenstrecke musste ein Gebot abgegeben werden und derjenige, der den geringsten Lohn verlangte, bekam die Arbeit.

    Meine erste Erinnerung an meine Mitarbeit in unsere Landwirtschaft hängt mit dem damals so knappen Licht zusammen. Neben der Lampe in der Küche hatten wir noch eine zweite Petroleumlampe, die mein Vater mit in den Stall nahm, „Schienfat“ genannt. Diese Lampe musste ich meinem Vater voran tragen, damit er Rüben, Heu und Stroh auf der Diele erkennen und den Tieren vorlegen konnte. Während des Melkens hing die Lampe an einem langen Nagel und ich hatte Pause. Die Mitarbeit von uns Kindern im Haushalt und in der Landwirtschaft war von klein auf selbstverständlich. Dadurch lernten wir schon früh Ordnung, Sparsamkeit und Pflichtbewusstsein kennen. Immer wieder wurden wir gerufen, um mit Hand anzulegen. Ich kann mich daran erinnern, dass ich meinem Vater Tee und Essen aufs Feld bringen musste oder bei der Gartenernte oder der Grabenreinigung half. 

    Getreide wurde in Säcken von bis zu 150 Pfund gelagert. Wir hatten kein Pferd und natürlich erst recht kein Auto. Einen Getreidesack schoben wir mit dem Fahrrad, am bestem einem Damenfahrrad, zur Mühle. Befestigte Wege gab es kaum und auch die Entwässerung war noch längst nicht so ausgebaut wie heute. Die Wege waren matschig und tief, so dass wir Kinder unserem Vater helfen mussten, das Fahrrad zu schieben. Ebenso mussten wir in die Radspeichen greifen, wenn das Pferdegespann, das mein Vater sich für die Feldbestellung und die Ernte von meinem Onkel leihen konnte, im nassen Boden nicht weiterkam. 

    Auch schickte meine Mutter meine Schwestern und mich zum Einkaufen in den Plaggenburger Dorfladen. Einmal in der Woche verkauften wird dort zwischen 50 und 70 unserer Eier und nahmen in der Regel Petroleum, ein Viertelpfund Tee in der Spitztüte, feinen Zucker, den wir Mehlis nannten, Kluntje und, wenn der Topf leer war, auch Senf mit nach Hause. Da die Eier mehr wert waren als unser Einkauf, bekamen wir noch zwei oder drei Mark heraus. 

    In der dritten Folge geht es um Kleidung und Körperhygiene.

  • 3. Badezimmer war der Kuhgang

    Im Vorkriegs-Plaggenburg wusch sich die Familie mit kaltem Brunnenwasser im Stall im Zuber

    Geld spielte in meinen Kinderjahren bei uns eine untergeordnete Rolle. Wir hatten ja kaum Ausgaben. Wir hatten bis 1938 keine Energiekosten: den Torf stachen wir selber, für den Jahresbedarf kassierte die Moorverwaltung fünf bis acht Mark. Wir aßen das, was wir selber erzeugten und Arbeitslohn war auch nicht zu zahlen, da alle Familienmitglieder unentgeltlich mitarbeiteten. Regelmäßig Geld brauchten wir nur für die geringe Gemeindesteuer und für Kleidung, wobei natürlich meine Mutter strickte und aus abgelegten Kleidungsstücken der Erwachsenen leidung für uns Kinder nähte. Sollte es aber mal etwas Besseres sein, dann wurde ein Stück Stoff beim „Plünrieter“ gekauft. Das waren Geschäfte, die mit Stoffen und Nähzubehör handelten. Hatte man sich für ein Stück entschieden, dann wurde abgemessen und das Stück nicht vom Ballen geschnitten sondern abgerissen – daher der Name. 

    Ich hatte eine Tante, deren Mann arbeitete bei der Molkerei in Aurich und die kaufte bei Silomon in Aurich ein. Das war schon etwas Besseres. Die hat dort für mich mal einen Matrosenanzug von Bleyle gekauft. Da war ich stolz.

    Meine Holzschuhe kamen von einem Nachbarn. Er machte Holzschuhe für seine Familie und rief mich dann zu sich, um auch ein Paar für den kleinen Nachbarsjungen zu machen. Dabei machte er sich einen Spaß: Es bestellte mich mehrmals zur Anprobe. Ich musste dann immer ein Lied singen und er sagte, so viel lauter ich singe so viel länger würden die Holzschuhe halten. Von seiner Frau wurde ich mit einem Stück Würfelzucker belohnt. 

    Während meiner Kindheit war ich eigentlich den ganzen Tag in Bewegung. Wenn wir nicht helfen mussten, spielten wir draußen oder im Stall. Abends waren wir meist von Kopf bis Fuß dreckig. Also wurde die Waschbalje auf den Kuhgang gestellt und mit einem Eimer Wasser aus dem Brunnen am Haus gefüllt. Darin wuschen wir uns von Kopf bis Fuß. Im Winter kam dazu etwas warmes Wasser, damit es nicht ganz so kalt war. Als meine Schwestern älter wurden, wollten sie sich nicht mehr vor aller Augen waschen. Sie gingen deshalb mit der Balje hinter den Kuhstall. 

    Die Kleidung, die ja durch die viele körperliche Arbeit viel schmutziger als heute war, wurde in der Küche in einem großen Topf gekocht und dann gewaschen und geschrubbt. Wenn mein Vater vom Düngen oder Miststreuen vom Feld kam, war seine Kleidung so dreckig, dass einfaches Waschen nicht ausgereicht hätte. Er zog deshalb seine Manchesterhose vor der Tür aus. Ich musste mich auf ein Ende stellen und meine Mutter wusch die Hose mit einem Schrubber und Seifenlauge vor.

    In der vierten Folge erzählt Johannes Walter, was in seiner Kindheit auf den Tisch kam.


  • 4. Teil: Jede Familie war eine Insel für sich

    Plaggenburger waren vor Krieg Selbstversorger

    Wie gesagt, wir lebten weitgehend von dem, was wir selber erzeugten. Jede Familie war eine Insel für sich. Für seine Hilfe bei Nachbarn und Verwandten bekam mein Vater nicht nur etwas Geld, sondern ihm wurden dafür auch Pferdegespanne geliehen oder Maschinen zur Nutzung überlassen. Gegessen wurde alltags Schwarzbrot. Weißbrot gab es nur sonntags und Krintstuut gab es nur an Feiertagen. Alles selbst gebacken. In den ersten Jahren bekamen wir das selbstgebackene Brot von meinem Onkel, es war Teil der Bezahlung für die Hilfe meines Vaters. Später, als wir einen neuen größeren Herd (bei Schüt-Duis gebraucht gekauft) besaßen, backte meine Mutter das Brot selber von unserem Roggen. Das weiße Mehl für das Sonntagsbrot kauften wir im Dorfladen. Ach ja, wir hatten die Tageszeitung abonniert. Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, dann sehe ich in Gedanken meinen Großvater, wie er auf unser Haus zugeht, um in unserer Küche den Fortsetzungsroman „Kleine Eva“ zu lesen. 

    Weggeworfen wurde fast nichts 

    Zum Frühstück gab es aber nicht nur Schwarzbrot und Wurst von den zwei Schweinen, die wir jährlich für uns schlachteten, sondern auch Bratkartoffeln und Reste vom Vortag. Weggeworfen wurde fast nichts. Grundlage des Mittagessens waren Kartoffeln, dazu gab es Kohl und Gemüse aus unserm Garten. Fleisch war knapp. Und abends standen wieder Schwarzbrot und Wurst auf dem Tisch. Außerdem briet meine Mutter die Reste des Mittagessens und stellte die Pfanne mitten auf den Tisch, aus der wir uns bedienten. Direkt aus der Pfanne, das schmeckt in meiner Erinnerung besonders gut, viel besser, als wenn man sich das Essen erst auf den Teller tut. Butter und Käse hatten wir auch. Wir klemmten einen Bestellschein der Molkerei mit unseren Wünschen unter den Deckel der Milchkanne, die wir zum Abholen an die Straße stellten. Der Milchfahrer legte dann das Bestellte in den umgeklappten Milchkannen-Deckel. Doch auch Butter und Käse waren knapp. Dick Butter aufs Brot schmieren, das war nicht erlaubt. Gebraten wurde in Schweinefett aus eigener Schlachtung. An Obst oder Südfrüchte kann ich mich nicht erinnern. Apfelbäume wuchsen auf unserem nassen Land nicht. Manchmal bekamen wir Äpfel von Bekannten, die meine Mutter zu Mus verarbeitete. 

    Weihnachten gab es Apfelsinen

    Einige Apfel zerschnitten wir auch, reihten sie an Fäden auf und hängten sie zum Trocknen auf den Boden, um sie im Winter als Trockenobst zu essen. Ein Bruder meiner Mutter war Imker. Wenn mein Vater dort geholfen hatte oder jemand von dort zu Besuch kam, dann gab es auch schon mal ein seltenes Glas Honig. Weihnachten bekamen wir Apfelsinen, Nüsse und auch Feigen, die mein Vater so gerne aß. Welchen Wert Obst hatte, zeigt auch unsere Einschulung. Niemand im Dorf hatte eine Schultüte. Wir durften uns stattdessen aus einer Kiste der Lehrerin einige getrocknete Pflaumen nehmen. 

    Die Nazizeit war für Johannes Walter eine schlimme Zeit, davon erzählt er in der nächsten, 5. Folge.

  • 5. Teil: Es war furchtbar

    Johannes Walter erinnert sich nicht gern an seine Zeit in der Hitler-Jugend

    Im Rückblick muss ich sagen, dass mir die Nazis und der Krieg meine Jugend und Teile meiner Kindheit gestohlen haben. Mit den Nazis veränderte sich das Klima im Dorf. Mein Vater nicht so oft, aber meine Mutter ging regelmäßig zu Kirche, bis die Nachbarn zu fragen begannen, ob das wohl von der NSDAP gern gesehen wurde. An politische Diskussionen kann ich mich nicht erinnern, wohl aber daran, dass meine Eltern nach 1933 mit politischen Aussagen noch vorsichtiger wurden. Man wusste ja nie, wer solche Aussagen wem zuträgt. Mich hat das geprägt. Im Rückblick würde ich sagen, dass ich mich trotz meines großen Interesses für politische Fragen, aufgrund dieser Erfahrung auch im Alter nicht politisch engagiert habe. Irgendwie wollte ich damit nichts zu tun haben. Als ich nämlich zehn Jahre alt geworden war, musste ich, wie alle anderen Kinder auch, jeden Mittwoch und Sonnabend zur Hitler-Jugend; die Mädchen mussten zum BDM. Wehe man fehlte unentschuldigt. Da kam sofort die SA und die Eltern mussten Rede und Antwort stehen. Ich war ehrgeizig und wollte bei den Reichsjugendspielen in der Schule gut abschneiden. Dafür hatte ich mir zu Hause sogar eine Sprunggrube gebaut, um zu trainieren. Ich bekam dann selten erreichte 180 Punkte. Freuen konnte ich mich darüber aber nicht lange. Ich musste mehrmals zu Führernachwuchslehrgängen. Unteroffiziere, die im Straflager der Wehrmacht bei Wittmund stationiert waren, bildeten uns aus und schikanierten uns, wo sie konnten. Es war furchtbar. Wir mussten in kalten Tümpeln schwimmen, unter Stacheldraht kriechen und auf Bäume klettern, die unten keine Äste hatten, und nachts mit bloßem Oberkörper durchs Gestrüpp robben. Es war grauenhaft. Die Ausbildung fand nach dem bekannten Hitler-Zitat: „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und treu wie Gold“ statt. Wir sollten zur Elite und zu Vorbildern für die Jugend herangezogen werden. In den theoretischen Unterrichtsstunden wurde uns die national-sozialistische Weltanschauung eingetrichtert. Ich war damals 11 Jahre alt. Über diese Zeit möchte und kann ich nicht weiter berichten. Nur so viel möchte ich noch hinzufügen: Ich wurde aus einer friedlichen und intakten Familie herausgerissen und in ein brutales ideologisches System gezwungen. Als Kind konnte ich den Zweck noch nicht erkennen. Erst als ich älter wurde und die Schulungen intensiviert wurden, begriff ich, was man mit uns vorhatte. Darüber möchte ich aber schweigen. 

    Schlimm war auch, dass mein Vater sofort bei Kriegsbeginn eingezogen wurde. Im September 1939 um 23 Uhr kam der Briefträger mit dem Gestellungsbefehl. Nun mussten wir die Landwirtschaft ohne meinen Vater schaffen. Ich musste, gerade neun Jahre alt, viel mehr zu Hause arbeiten. Nur ein Beispiel: Das Jahr 1939 war ein gutes Erntejahr. Die Runkelrüben waren gut gewachsen. Bei der Ente bildeten wir Runkelrüben-Haufen und Haufen mit den Blättern. Die Arbeit ging bis spät in den Abend. Und als dann Frost drohte, sind wir in die Nacht hinaus und haben die Rüben mit den Blättern bedeckt. Und dann wussten wir nicht, wie wir die Rüben in die Miete am Haus transportieren sollten. Da mein Vater jetzt nicht mehr auf anderen Betrieben aushelfen konnte, lieh uns auch niemand mehr Pferd und Wagen. Also fuhr meine Mutter nach Aurich zu Hettinga und kaufte einen Handwagen. Mit diesem Wagen haben wir dann unsere Ernte eingeholt. Oft arbeiteten meine Schwestern und ich bis in die Nacht und vor Beginn der Schule. Eine Schwester arbeitete in der Kantine der Wehrmacht in Brockzetel. Kam sie von der Arbeit nach Hause, musste sie den Stall ausmisten. Mein Vater kam 1942 aus dem Krieg zurück und musste dann als Hilfspolizist Wachdienste im Arsenal leisten. Er war nur für die Bewachung des Objekts zuständig, die Bewachung der Zwangsarbeiter war Sache der Soldaten. In der Munitionsfabrik im Arsenal arbeiteten aber nicht nur Zwangsarbeiter, sondern auch Frauen aus der Umgebung, darunter eine meiner Schwestern. Erinnern kann ich mich an eine große Explosion im Arsenal, bei der viele Menschen starben. Was fingen Kinder in den 30er-Jahren mit ihrer freien Zeit an? Daran erinnert sich Johannes Walter in der nächsten, vorletzten Folge.


  • 6. Teil: Viel Spaß bei kleinen Explosionen

    Johannes Walter und Freunde erzeugten mit Karbidstücken und Wasser in einer Flasche Sprengungen

    Trotz Arbeit in der Familie, trotz Nazi-Dienst und trotz Schule: Wir hatten auch Freizeit. Da wir relativ vereinzelt lebten, hatte ich vor der Schulzeit keine Spielkameraden. Ich bin in Feld und Hof herum gelaufen und habe mit dem etwas gemacht, was herumlag. Erinnern kann ich mich an eine Schaukel in der Diele, auf der ich oft gesessen habe. Erinnern kann ich mich auch an alte Fahrrad-Felgen, die man mit einem Stock vor sich hertrieb. Wenn es gelang, die Nabe auszubauen, konnte man ein längeres Rohr durch stecken, an beiden Seiten zugreifen und auf das Rad gestützt herumlaufen. Das haben wir stundenlang gemacht. Spielzeug gab es kaum. Ich hatte einen Holzhacker, eine Figur, die sich durch die Kraft eines aufgezogenen Gummibandes bewegte, zu Weihnachten bekommen. Und später besaß ich ein Zeppelin, den man mit einem Bindfaden an die Decke hängen konnte und der dann, ebenfalls angetrieben von einem Gummimotor, größere oder kleinerer Kreise drehte. Das war auch ein Weihnachtsgeschenk. Eine Kuriosität muss sich noch erzählen: Wenn ich Geburtstag hatte, kam mein Vetter zu Besuch. Als Geschenk brachte er ein 50-Pfennig-Stück mit. Dieses Geld durfte ich aber nicht ausgeben, sondern es wurde in den Küchenschrank in eine Tasse gelegt. Wenn mein Vetter dann Geburtstag hatte, bekam er das Geldstück zurück. So wanderte es über Jahre hin und her, und jeder hat sich gefreut, wenn er es bekam. Später in der Schulzeit habe ich meine Freizeit meist mit meinen Schulkameraden verbracht. Ich kann mich daran erinnern, dass wir in einer Fichtendickung auf die Bäume klettern, den anderen Baum zu uns heranzogen und hinübersprangen. Wer am weitesten kam, hatte gewonnen. Viel Spaß hatten wir auch mit Sprengungen. Geschweißt wurde damals mit Karbid, und ich konnte von einem Schmied Karbid besorgen. Andere stibitzen hinter der Gastwirtschaft Bierflaschen mit Bügelverschluss. In die Flasche steckten wir Karbidstücke, dann wurde Wasser drauf gespritzt und dann musste es sehr schnell gehen: Flasche zu und in den Erdwall nahe unseres Hauses gesteckt. Durch das Gas, das in der Flasche sehr schnell Überdruck erzeugte, gab es eine starke Explosion, die ein mächtiges Loch in den Wall riss. Einem Jungen in der Nachbarschaft explodierte eine Flasche zu früh und die Scherben rissen ihm die Backe auf. Den wurde dann von uns nach seiner Genesung bis zum Sprengmeister befördert und mit einem selbst gebastelten Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Im Spätsommer wurden Drachen gebaut. Dabei lernte man schon die ersten physikalischen und aerodynamischen Gesetze kennen. Wir beschäftigten uns damit oft und probierten viel aus. 

    Osterfeuer waren ein Höhepunkt im Jahresverlauf 

    Im Winter waren wir nach der Schulzeit auch auf dem Eis oder bauten Schneehöhlen. Und im Sommer gingen wir schwimmen. Plaggenburg hatte schon in den dreißiger Jahren ein Freibad mit Umkleidekabinen und Sprungbrett. Das Becken, das natürlich nicht gefliest war, wurde über einen Entwässerungsgraben mit frischem Wasser versorgt. Dieses Wasser war sauber, weil es aus dem nahen Wald und nicht aus Siedlungsgebieten kam. Ein Jahreshöhepunkt waren immer die Osterfeuer, wobei der Tag danach der wichtigste war. Mit der Glut aus den Osterfeuern gingen wir „luntjen“. Wir setzten das trockene Gras auf den Wällen und Wegrändern in Brand, bis alles verqualmt war. Gehindert hat uns daran niemand – und das war typisch für die Zeit: Auf der einen Seite waren Eltern und Lehrer Autorität, denen ohne Widerspruch gehorcht werden musste; auf der anderen Seite konnten wir aber in unsrer freien Zeit so ziemlich machen, was wir wollten. Da gab es kaum Vorschriften. Man ließ man uns gewähren. 

    In der letzten Folge erzählt Johannes Walter von seiner Schulzeit.

  • 7. Teil: Schuleschwänzen gab es nicht

    Im Vorkriegs-Plaggenburg stand im Hause Walter für Kinder das Lernen ganz oben auf der Liste

    Zur Schule kam ich mit fünf Jahren. Dort lernten wir nicht nur lesen, schreiben und rechnen, sondern unsere Lehrerin kontrollierte auch, ob wir saubere Fingernägel hatten und die Schuhe gut geputzt waren. In der Kleidung durften keine Löcher und Risse sein. An den damaligen Lehrmethoden kann ich auch heute noch nichts Schlechtes finden. Im Gegenteil, über die Anschaulichkeit des Unterrichts damals sollte man wieder nachdenken. Wir lernten noch die SütterlinSchrift, und in dieser Schrift besteht das i aus einem Aufstrich, einem Abstrich und einem Aufstrich mit einem Punkt. Die Lehrerin sagte: auf, ab, auf, Punkt – Bewegungen, die wir mit dem Griffel auf unserer Tafel ausführten. Und riefen wir alle „i“. So wurden alle Buchstaben einzeln gelernt. In den Rechenunterricht mussten wir abgebrannte Streichhölzer mitbringen, immer fünf oder zehn mit einem Gummiband verbunden. Wir legten zwei und davon entfernt drei Streichhölzer auf den Tisch. Auf die Frage: Wie viel ist zwei und drei? wurden die Hölzer gezählt. Das Ergebnis sah man vor sich liegen. Das kleine Einmaleins wurde so lange geübt, bis man es vor- und rückwärts aufsagen konnte. Warum ich dies anschauliche Lernen gut finde? Als Gärtner wurde ich zum Beispiel immer wieder von Kunden gefragt: Wie viel Dünger muss ich auf unsere Grabstelle oder in den Garten streuen. Wenn ich geantwortet hätte, so und so viel Gramm pro Quadratmeter, dann hätten die meisten vermutlich überdüngt. Wenn ich ihnen aber sagte, eine Teetasse auf die Fläche dieses Tisches (etwa ein Quadratmeter), dann konnte sich jeder etwas darunter vorstellen. Schuleschwänzen gab es nicht. Bei uns zu Hause hieß es: Erst die Schule, dann die Arbeit, dann die Freizeit. Hätte ich ohne Entschuldigung gefehlt, hätten wir ja auch sofort Ärger mit der Schule bekommen. Auf die Einhaltung der Schulpflicht wurde streng geachtet. Ein Fahrrad hatte ich, als ich eingeschult wurde und auch viele Jahre später nicht. Ich ging die zweieinhalb Kilometer bis zur vierklassigen Volksschule in Plaggenburg zu Fuß. Bei Sturm, Regen, Eis und Schnee weckte meine Mutter mich früher, damit ich auch trotz des Wetters pünktlich in der Schule war. Bei Frost gingen wir quer über die Felder. Missachtete jemand die Schulordnung, dann kam der Rohrstock zum Einsatz. Die Jungen mussten sich bücken und kriegten den Hintern versohlt. Die Mädchen mussten ihre Hände ausstrecken, ihnen wurde mit dem Stock auf die Finger geschlagen, was besonders wehtat. Diese Strafen gehörten zum Schulalltag. Schularbeiten wurden oft abends gemacht. Weil wir ja erst Petroleum sparten und später im Krieg alles verdunkeln mussten, wurde die Herdklappe aufgemacht; das Licht musste reichen, um meine Aufgaben zu erledigen. Mit 13 Jahren war ich nach acht Jahren mit der Schule fertig. Ich wäre gern Tischler geworden und gern wäre ich zur Mittelschule nach Aurich gegangen. Doch das lag außerhalb aller Möglichkeiten. Ich erinnere mich nur an ein Mädchen in der Klasse über mir, die zur Mittelschule wechselte. Alle anderen Plaggenburger gingen zur Volksschule, die damals nicht mehr einklassig sondern schon vierklassig war. Meine Eltern sagten, mein Beruf solle etwas mit Landwirtschaft zu tun haben. Ich sollte Gärtner werden und ging nach Aurich in einen Betrieb am Wasserturm in die Lehre. Nach Aurich hätte ich mit der Kleinbahn fahren können. Wenn die pünktlich war, dann war sie auch kurz vor acht im Bahnhof. Doch den Weg zur Gärtnerei am Wasserturm hätte ich nicht mehr rechtzeitig geschafft. Also fuhr ich jeden Tag von Plaggenburg mit dem Fahrrad nach Aurich zur Arbeit, egal bei welchem Wetter.



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